Psychologische Erste Hilfe im Unternehmen Mentale Gesundheit im Unternehmen stärken und Menschen in Schlüsselrollen befähigen, in psychischen Krisen helfen zu können.

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind längst keine Ausnahme mehr. Stress, Konflikte, persönliche Krisen oder psychische Erkrankungen wirken sich spürbar auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit aus – mitunter auf das gesamte Team. Unternehmen stehen dadurch vor einer doppelten Aufgabe: wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben und zugleich mentale Gesundheit aktiv zu fördern.

Viele Menschen in Schlüsselpositionen – ob Führungskraft, HR, BGM oder Teamleitung – fühlen sich im Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitenden unsicher. Was darf ich ansprechen? Wie gehe ich mit einem „Outing“ um? Und was hilft wirklich?

Was ist Psychologische Erste Hilfe?

Psychologische Ersthelfende sind Menschen, die sich fortgebildet haben, um Anderen in psychischen Belastungssituationen Orientierung und Unterstützung zu bieten. Sie sind keine therapeutischen Fachkräfte - aber sie hören zu, fragen nach und wissen, wie sie sinnvoll weitervermitteln können. Die Idee, dass Erste Hilfe nicht nur für den Straßenverkehr, sondern auch für die Psyche erlernbar ist, stammt aus Australien. Das Konzept der "Mental Health First Aider" verbreitete sie schnell um die ganze Welt. Einige Unternehmen bilden interessierte Mitarbeitende aus. Ihre Rolle ist vergleichbar mit der eines betrieblichen Ersthelfers (für Brandschutz oder med. Erste Hilfe), nur eben auf psychischer Ebene. Noch wirkungsvoller ist es jedoch, Menschen fortzubilden, die ohnehin Schlüsselrollen im Unternehmen innehaben. Daher richtet sich das hier vorgestellte Konzept unmittelbar an Führungskräfte, Personaler*innen und BGM- bzw. BEM-Verantwortliche oder Betriebsräte.

Aufgaben und Rolle von Psychologischen Ersthelfenden im Unternehmen

  • Die Basis bildet ein fundiertes Grundlagenwissen über Stress, Krisen und psychische Erkrankungen
  • Die Fähigkeit, Frühwarnzeichen für psychische Belastungen bestenfalls rechtzeitig zu erkennen
  • Psychologische Gesprächskompetenz, um einen Verdacht anzusprechen oder auf ein Anliegen zu reagieren
  • Eine vor allem zuhörende und fragende Rolle, die dem Gegenüber bei der Reflektion hilft
  • Vermittlung an passende interne oder externe Hilfsangebote (Lotsenfunktion)
  • Die Fähigkeit auch Grenzen zu setzen und ggf. auch schwierige, disziplinarische Gespräche zu führen
  • Ein gutes Verständnis von Do's und Don'ts der Rolle (inkl. der Grenzen, die es einzuhalten gilt)
  • Unterstützung in akuten Krisensituationen soweit im Rahmen möglich
  • Prävention wie z.B. Sensibilisierung für psychische Gesundheit im Team

 

Warum Psychologische Erste Hilfe ein Gewinn für jedes Unternehmen ist

Psychologische Erste Hilfe ist nicht nur hilfreich für die Betroffenen, sondern stärkt das gesamte Unternehmen. Die Fortbildung...

  • Ermutigt und bestärkt Führungskräfte und Menschen in anderen Schlüsselrollen in ihrer Aufgabe
  • ermöglicht frühzeitige Interventionen – bevor sich Belastungen verfestigen
  • reduziert krankheitsbedingte Ausfälle
  • fördert ein offenes, unterstützendes Betriebsklima
  • steigert die Resilienz in Teams
  • enttabuisiert psychische Erkrankungen
  • verbessert die Kommunikation im Alltag

Für wen eignet sich die Ausbildung zur Psychologischen Ersthelfer:in?

Besonders sinnvoll ist sie für:

  • Führungskräfte, die Anzeichen früh erkennen und sicher handeln möchten
  • HR-Verantwortliche, die psychische Gesundheit aktiv mitgestalten
  • BEM- und BGM-Fachkräfte, die Mitarbeitende umfassend begleiten
  • Sicherheitsbeauftragte, die psychische Aspekte mitdenken wollen
  • DE&I-Verantwortliche, die mentale Gesundheit als Teil einer inklusiven Kultur verstehen

Auch engagierte Teammitglieder ohne offizielle Schlüsselrolle können ausgebildet werden – so entsteht ein verlässliches, bekanntes Hilfenetz im Unternehmen.

Struktur und Inhalte der Ausbildung im Überblick

Der Lehrgang setzt sich in seiner Original-Fassung aus einem zweitägigen Grundlagenseminar sowie drei aus fünf frei wählbaren Seminaren mit einer Dauer von jeweils vier Stunden zusammen. Zur Auswahl für die Wahl-Seminare stehen praxisrelevante Themen:

  • Traumafolgen, Angst- und Zwangsstörungen
  • Depression und Burnout
  • Trauer und Krisen
  • Neurodiversität („Die Vielfalt der Gehirne“)
  • Konsum und Sucht am Arbeitsplatz

Aber: Kein Unternehmen ist wie das andere. Deshalb passe ich Inhalte, Formate und Umfang gerne an Eure Bedürfnisse an – ob kurzer Impuls, kompakter Workshop oder kompletter Lehrgang. Auch die Durchführung ist flexibel gestaltbar – remote oder vor Ort, inhouse oder unternehmensübergreifend. Die empfohlene Struktur ist ein Vorschlag – der Rest entsteht im Gespräch mit Euch.

Gerne können wir in einer kostenlosen Bedarfsanalyse gemeinsam schauen, was zu Euch und Eurem Setting am besten passt.

Mehr Sicherheit. Mehr Menschlichkeit. Mehr Wirksamkeit.

Psychologische Ersthelfer*innen schaffen eine Brücke zwischen belasteten Mitarbeitenden und professioneller Hilfe. Sie geben Halt, eröffnen Handlungsspielräume und stärken die Unternehmenskultur nachhaltig. Wer in ihre Ausbildung investiert, investiert in Menschen – und damit in die Zukunft des Unternehmens.

Autorinnen

Der Artikel wurde verfasst von Katrin Terwiel (zum LinkedIn-Profil) und redaktionell ergänzt und überarbeitet von Lotta Fink (Psychologiestudentin und Praxisassistenz, zum LinkedIn-Profil).